Kunstszenerie in Zeiten der Wirtschaftskrise
Schuldenberge, Wachstumsstau – alle jammern. Der Kunst aber geht’s gut. Ständig gibt es neue Künstler, die Museen werden sehr gut besucht und Kunstausstellungen haben einen großen Zulauf.
Im Sommer gibt es wieder die großen Biennalen in Vendig und Istanbul - Vorfreude schon jetzt auf neue Talente, neue Stile, neue Bilder, neue Künste. Sammler und Galerien stehen in den Startlöchern
Doch was kommt, kommt einem bekannt vor – zumindest in groben Zügen, in einzelnen Ausschnitten, in Teilen der neuen Werke.
Wie das?
Schon jahrzehntelang strebten die Künstler danach, etwas nie Dagewesenes zu schaffen. Einzigartigkeit stand im Fokus – es musste (selbst auferlegter Zwang der Künstler!) immer ein
Novum sein, das neue Werk. Neues erschaffen und der Künstler galt als Genie.
Die ehemaligen Künstler der Avantgarde waren laut, wollten Originalität erschaffen, von Grund auf eine neue Idee sichtbar machen.
Damit ist jetzt Schluß!
Das bisherige Gedankengut ist passée. Dieser roter Faden zieht sich nicht mehr durchs Künstlerleben.
In den Szenegalerien wird das offensichtlich.
Die heutigen Künstler verschreiben sich der Kunst mit dem großem R: Recycling, Remake, Reproduktion, Remix.
Caspar David Friedrich "Der Wanderer über dem Nebelmeer" |
und was daraus wurde ! |
Die Künstler werden nicht von Nostalgie, sondern von Neugier getrieben.
Große klassische Werke, von Andy Warhol, Picasso, Caspar David Friedrich werden abgemalt in anderer Technik oder mit modernen Gegenständen (Neonröhren) nachgestellt. Collage und Pastiche lassen grüssen! Es ist aber nichts Neues daran, die Werke von grossen Meistern zu zerpflücken. Es ist nichts Neues, aber eine Geste von Respekt dem Alten, Verstaubten gegenüber. Die Künstler von heute anerkennen das Geschaffene von einst und fühlen sich wie Geschwister mit den Künstlern von damals.
Geistiges Eigentum? Urheberecht?
In der heutigen Kunst: vergilbte Begriffe. Man nimmt sich und andere nehmen sich von einem selbst – ist an der Tagesordnung.
Beim Remixen, reproduzieren und zusammenfügen von diversen Richtungen oder dem völlig neu erscheinen lassen von einem klassischen Werk – wird der Künstler selbst wieder einzigartig, originell und genial. Dilettantismus wird Kunst und Kunst wird dilettantisch.
Was sagt ihr dazu?
Wie findet ihr die „Nachahmerei“ von Kunstwerken?
Würdet ihr euch solch ein "Fake" aufhängen?