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Donnerstag, 19. September 2013

Lesende Frauen - belesene Damenwelt


"Frauen, die lesen, sind gefährlich"


Na, hättet ihr gedacht, dass es ein Buch mit diesem Titel gibt?
Diese Frage birgt philosophische Gedanken und wir könnten sicherlich stundenlang über die Hintergründe, Auswirkungen und den Sinn bzw. Unsinn des Titel sinnieren.

Tatsache ist, dass das Motiv der lesenden Frau, Künstler – also Maler und Fotographen - aller Epochen angesprochen hat. Es hat wahrhaft sehr lange gedauert, daß Frauen lesen dürfen was sie möchten.

Denn zunächst durften Frau kochen, sticken, beten, Kinder aufziehen.

Von dem Moment an, in dem Frauen aufgrund des Lesens aus der Enge des Heimes entlassen werden, weil ihre Phantasie angeregt wird, die Gedanken sich aufmachen in die weite Welt, ja – von dem Moment an werden Frauen bedrohlich - so die Ansichten im Mittelalter.

Der Buchautor ist Stefan Bollmann, der den Bogen der Lesegeschichte von Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart spannt. Er selbst, Jahrgang 1958, hat Germanistik, Theaterwissenschaften und Geschichte und Philosophie studiert.
Diese Buch hat er zusammen mit Elke Heidenreich, geb. 1943, Moderatorin und Kolumnistin für die Zeitschrift „Brigitte“, gestaltet, die für dieses Buch mit dem spannenden Titel „Frauen, die lesen, sind gefährlich“ das Vorwort geschrieben hat.

Das Buch zeigt Bilder – Malerei und Fotographien – von lesenden Frauen vom 13. bis 21. Jahrhundert.

Ich habe eine kleine Auswahl zusammengestellt.
Sympathisch an dem Buch ist, dass zu jedem Bild eine kleine Beschreibung notiert ist, so dass der Leser einiges rund um den Künstler und das Motiv erfährt – und damit werden wir Frauen immer schlauer und wissender (tja, wo soll das nur hinführen..).

Elke Heidenreich in ihrem Vorwort:
Passt auf: die Autorin Dubravka Ugresic schreibt in ihrem Buch „Lesen verboten“: „Die Frauen waren in der Geschichte die Leserinnen, die kleinen Fliegen, die ins Netz des geschriebenen Wortes gingen, sie waren das Publikum“.

Die Leserinnen waren ins Netz gegangen und sie gehen immer noch ins Netz der Geschichten. Mit Begeisterung und hellwach –  hungrig nach geschriebenen Worten.
Immerhin kann man sich haltlos verlieben in die Worte eines Liebesbriefes. In der Sprache werden Angst, das Alter, die Wonne, der Tod, die Leidenschaft herbeigezaubert und wir lassen uns von den Worten umgarnen.
Auf den Scheiterhaufen der Inquisition brannten vorwiegend Bücher und Frauen. Denn wer liest, denkt nach, wer nachdenkt, bildet sich eine Meinung, wer eine Meinung hat, weicht ab, wer abweicht, ist ein Gegner. Ganz einfach.
Dazu ein Zitat aus Ray Bradburys Science Fiction Roman „Fahrenheit 451 (1953):“Sehen Sie nun, warum Bücher gehasst und gefürchtet werden? Sie zeigen das Gesicht des Lebens mit all seinen Poren. DerSpießbürger aber will Wachsgesicher ohne Poren, ohne Haare, ohne Ausdruck.“.

Noch eine Anekdote hat Elke Heidenreich notiert:
Noch im 18. Jahrhundert wurden in die Bucheinbände oftmals Nadel und Faden miteingelassen, um die lesenden Frauen an ihre eigentliche Bestimmung zu erinnern: nicht lesen, sondern den Haushalt besorgen.
Quasi der Wink mit dem Zaunpfahl…!


Madame Pompadour, 1756
Francois Boucher (1703-1770)

Marquise de Pompadour, die verschwenderische Mätresse von Ludwig XV, prägte von ihrem 24. Lebensjahr an den Geschmack des höfischen Frankreich. Sie war es die Francois Boucher beauftragte ein Portraits von ihr anzufertigen.
Nichts an diesem Bild ist zufällig. Das Boudoir, eingerichtet nach den damals angesagten drei Kriterien: Lässigkeit, Luxus und Geschmack. Sie, Madame, posiert in großer Hoftoilette auf einem Kanapee. In der dahinter stehenden Bücherwand, tragen alle Bände das Wappen der Besitzerin. Folgt der Betrachter dem aufgeschlagenen Buch und dem Finger, der es hält, dann fällt der Blick auf die herumliegenden Bücher in der unteren rechten Bilddiagonale. Alles inszeniert und subtil darauf hinweisend, dass die Leserin berechnend ist.



Gute-Nacht Geschichte, 1883
Anton Ebert (1845-1896)

Das 19. Jahrhundert hinterlässt ein Frauenbild, das von Gefühlen geprägt war. Frauen werden an Orten gezeigt, die Familienzellen heißen. Frau macht sich äußerst selten auf, um diese Zelle zu verlassen, den draußen herrscht die harte Realität – die Welt der Männer. Die Frau wirkt als Hüterin und Wärmespenderin der Familie.
Der beim bürgerlichen Publikum hochgeschätzte Maler Anton Ebert zeigt die idyllischen Momente des Familienlebens. Der Vater hat hier keinen Platz.

Dennoch liest die Mutter ihren Kleinen keine „Gute-Nacht-Geschichte“ vor.
Alle Drei betrachten aufmerksam und mit grossen glänzenden Augen eine – wohl ausländische – Illustrierte – sie zeigt ihnen die Welt ausserhalb ihrer Familienzelle, eine Welt jenseits der Vernünftigkeit (die der Vater symbolisieren würde).


Träume, 1896
Vittorio Matteo Corcos (1859 – 1933)

Der Maler Corcos hatte 4 Jahre lang in Paris studiert und dort die Zweideutigkeiten der Belle Epoque kennengelernt. Daher rührt sein Faible für junge, träumerisch dahinblickende Frauen in zweifelhaften Milieus.
Die verwelkte Rose scheint als Lesezeichen gedient zu haben. Möglicherweise hat die Lektüre der drei Bücher aus dem jungen Mädchen eine selbstbewußte Frau gemacht.
Die Haltung der jungen Dame, nämlich dass sie ihren Kopf energisch und beinahe trotzig aufrichtet zeigt, dass diese junge Dame keine Sehnsucht hat in den Zustand der Unschuld zurückzukehren.
Und es zeigt auch, dass der Titel des Bildes in die Irre führt: diese junge Dame ist keine Träumerin.

In Kürze gibt es noch ein paar ausdrucksvolle Gemälde - von und mit belesenen Damen. 
Bis dahin - wundervolle Momente.