nee, ich muss früher anfangen.
schon als Teenager hatte ich plötzlich grösste sorge, dass das leben viel, viel zu kurz ist.
alles zu machen, auszuprobieren und zu schaffen in den läppischen 60 bis 70 jahren (stand damals! - und jetzt keine kalkulatorischen rückschlüsse auf mein alter ziehen, o.k.!),
das schaffe ich nie und nimmer.
omg.
immer mal wieder war ich richtig verzweifelt und habe dabei mein Umwelt absolut kirre gemacht.
"du hast das leben doch noch vor dir", " was soll die Panikmache", "jetzt mach mal die schule / das abi / das Studium fertig und dann wirst du weitersehen" .
ich hatte die ohren auf durchzug gestellt. so ein besch....... bla-bla.
keine ahnung haben die.
was mir immer so alles in den sinn kam und immer noch kommt....
wie soll ich das nur......
aber schluss damit!
kürzlich lese ich von den blauen Zonen!
na, schon mal gehört.
aus VIVA 3 2014 |
überdurchschnittlich alt (gut 100 Jahre) und dennoch vital sind.
wohlgemerkt vital.
sie sind nicht ohne gebrechen und ohne Wehwehchen.
aber für sie ist das leben lebenswert.
dafür ackern sie den lieben langen tag.
frühmorgens raus auf die felder, Gemüse und Obst beackern.
ernten für's Mittagessen und für abends.
aus VIVA 3 2014 |
aus VIVA 3 2014 |
denn gegessen wird mitnichten zu zweit oder zu dritt.
oh nein.
drei Generationen sitzen am tisch
plus nachbarn und vorbeikommende.
also immer ein ganzer stall voll personen am tisch.
es wird zusammen gegessen. geschnattert. debattiert und es werden aktuelle
dorfangelegenheiten durch
heute sieht das strassenbild dagegen so aus:
merkt ihr was?
man ist zwar zusammen, aber nur die hüllen. Keine zweisamen gespräche, keine aktionen mit dem gegenüber.
was soll das?
der Informationsaustausch funktioniert hervorragend.
keiner behält irgendwas für sich. weil er ja dann mehr weiss, als sein gegenüber und das könnte ja mal von Vorteil sein.
pffff....
oftmals bringen die Nachbarn ihre kochereien auch mit, weil man sich spontan zusammensetzt, um
gemeinsam die tafel zu decken und die gerichte zu teilen.
ist das nicht klasse?
und jetzt zum Geheimnis: wie kommt das?
kraxeln. ja. kraxeln.
es gab in den 40ziger Jahren bereits eine Studie in London, die klar gestellt hat, dass die Kontrolleure, die immer in die busse hinein und wieder hinaus-kraxeln mussten, am fittesten und gesündesten blieben.
die hirten in den sardischen bergen machen es ebenso. immer mit dem lieben Vieh die berghänge hoch und herunter. ausserdem sind die dörfer meist nicht auf einer ebene. will man den nachbar oder einen bekannten im Dorf aufsuchen, dass heisst es hinaufgehen oder erstmal hinunter und umgekehrt, beim heimgehen.
dazu kommt die unverfälschte (so die Bezeichnung der Sarden) Nahrung. alles kommt aus dem boden frisch auf den tisch. nicht mehr und nicht weniger. es gibt nichts anderes. jeder bürger hat ein Gärtchen, es wird ausgetauscht und gegessen, was man hat. alles authentisch und nur reginal.
will man einen grösserern gemüsegarten, dann muss man schon den berg hinaus-kraxeln, das land beackern, pflanzen, betreuen und ernten.
die blauen Zonen - das sind weltweit 4 Zonen, in denen die menschen besonders alt werden.
sie heissen übrigens so, weil die ersten forscher diese regionen auf ihrer Landkarte blau ummalten. Regionen, in denen sie einen auffallend hohen prozentsatz an Hundertjährigen fanden.
was auch moderne forscher wissen:
cokooning war gestern.
sozialer zusammenhalt und soziale gefüge sind heute.
wir sollten wieder lernen, uns auszutauschen. aufhören mit dem eigenbrötlerischen dasein.
uns öffnen und tolerant sein.
d.h. nicht, dass ich mir alles gefallen lassen muss und schon garnicht, dass ich jeden X-beliebigen Typen an meinem tisch sitzen sehen will.
aber gemeinsame Unternehmungen und vorhaben, können auch den eigenen Horizont erweitern. können inspirieren und du kannst deine Energien weitergeben.
es lohnt sich.
sich darüber Gedanken zu machen.
es lohnt sich.
sich darauf einzulassen.
denn: wahres leben spielt sich Auge in Auge ab.